Die Sprache gehört zu den höheren kognitiven Fähigkeiten des Menschen und setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Der Fähigkeit zu verstehen und zu sprechen. Bei 90% der Menschen (Rechtshändern) ist die Sprachsystematik in der linken Hirnhälfte (Hemisphäre) lokalisiert. Neben den zwei typischen Sprachzentren Broca für motorische Sprachleistungen und Wernicke für sprachliches Verstehen, müssen viele weitere Zentren aktiv werden, um Sprache in ihrer ganzen Differenziertheit umsetzen zu können.
Eine zentrale Sprachstörung in Folge einer Hirnschädigung nennen wir Aphasie. Die häufigste Ursache hierfür ist der Schlaganfall (Apoplex), bei dem nach Durchblutungsstörungen Hirngewebe abstirbt. Ausgedehnte Hirnblutungen und das Schädel-Hirn-Trauma nach einem Unfall können ebenso zu schweren aphasischen Symptomen führen. Die logopädische Behandlung sollte bereits auf der Intensivstation beginnen, sobald der Patient für kurze Phasen
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therapiefähig ist. Die neurologische Frührehabilitation ist notwendig, um die Spontanremission zu unterstützen, unerwünschtes sprachliches Fehlverhalten wie Automatismen zu hemmen und den Leidensdruck des Patienten und der Angehörigen zu mildern.
In der ambulanten Aphasietherapie bestimme ich mit Hilfe diagnostischer Verfahren, z.B. dem Aachener Aphasie Test, die beeinträchtigten Komponenten des Sprachsystems (Phonologie = Lehre vom Laut, Lexikon = Wortschatz, Syntax = Satzbau, Semantik = Wortbedeutung). Die aphasischen Störungen können
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sich auf alle expressiven und rezeptiven sprachlichen Modalitäten beziehen, auf Sprechen und Verstehen sowie Lesen und Schreiben. Sie führen daher notwendigerweise zu einer Kommunikationsstörung, die die zwischenmenschlichen Beziehungen schwer belastet. Die multimodalen Symptome können in jeder Kombination vorkommen. So kann ein Patient z.B. fließend lesen, versteht aber nichts vom Textinhalt während ein anderer bei gutem Sprachverständnis nur noch wenige Worte artikulieren kann.
Da die Aphasie oft parallel zu Schluckstörungen, Gesichtslähmungen, einer Dysarthrie (Störung des Sprechens und der Stimme) oder einer Sprechapraxie auftritt, müssen die Begleitsymptome in der Therapie mitberücksichtigt werden. Hat der Patient z.B. eine Trachealkanüle nach Luftröhrenschnitt, ist er ev. nicht in der Lage, die Stimme einzusetzen. (Siehe Sprechstörungen, Schluckstörungen).
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